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Aussprachetraining - wer, wie, warum?



von Claudia Kaltenbach

Ausländische Fach- und Führungskräfte


Wie wichtig ist die deutsche Aussprache für ausländische Fach- und Führungskräfte?

Ein reicher Wortschatz, passende Idiomatik und Grammatik sind die Voraussetzungen um mitreden zu können. Aber die Aussprache ist dafür verantwortlich, ob wir einer Person gern zuhören und wie viel von dem Gesagten auch wirklich bei uns ankommt.
Verständlichkeit und ein Maß an Vertrautheit sind die Bedingungen erfolgreicher Kommunikation.

Wann ermöglicht ein Akzent noch einwandfreies Verstehen?

  • Wenn der Akzent nicht sehr stark ist,
  • wenn die Sprecher*in bewusst artikuliert,
  • nicht zu schnell spricht und 
  • sich bemüht eine möglichst klare und korrekte Aussprache zu erreichen. 



Denn in diesen Fällen wird ein Akzent eher akzeptiert, selbst wenn es die Zuhörer*innen manchmal ein wenig mehr Konzentration kostet eine Person zu verstehen.

Alle ausländischen Fach- und Führungskräfte, die in Deutschland arbeiten, haben hohes Engagement in ihr Sprachtraining gesteckt und verdienen dafür größte Bewunderung. In vielen Fällen kommt aber gerade das Training der Aussprache zu kurz. Und das hat negative Folgen für die Kommunikation in Beruf und Alltag.


Akzent und Karriere


Ein starker Akzent beeinflusst die Karriere.
Spricht eine Person mit Akzent gleichzeitig noch sehr schnell, verwendet eventuell die gleichen Betonungsmuster und Rhythmen wie in der Muttersprache und macht auch keine Versuche bewusst besser zu artikulieren, dann wird die Kommunikation schief gehen.
Anfangs fragen die Zuhörenden vielleicht noch nach oder grübeln, was eigentlich die Person sagen wollte, schließlich aber geben sie auf.
Die entsprechenden Mitarbeiter*innen werden vom Kundenkontakt, von Telefonaten oder persönlichen Verantwortlichkeiten entbunden. Das ist sehr schade für alle Beteiligten und auf Dauer keine Lösung.


Deutschkenntnisse im Arbeitsleben 

Welche Rolle spielen Deutschkenntnisse im Arbeitsleben in Deutschland?

Firmen beschäftigen bereits viele Fach- und Führungskräfte aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland und der Bedarf ist weiterhin groß.
Deutschkenntnisse und die Frage der Kommunikation spielen dabei eine ganz wesentliche Rolle.
Möglicherweise entscheiden Deutschkenntnisse darüber, ob jemand für eine Stelle überhaupt infrage kommt. Aber selbst wenn die Arbeitssprache einer Firma Englisch ist, hängt die Integration ins Arbeitsleben und die Firmenkultur doch letzten Endes davon ab, wie gut auch Deutsch verstanden und gesprochen wird.


Wer sollte die deutsche Aussprache trainieren?


Fließende Deutschsprecher*innen

Gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte, die sehr gut Deutsch sprechen und teilweise schon einen Studienabschluss auf Deutsch absolviert haben.
Sie sprechen fließend Deutsch und kommunizieren, wenn auch mit einem deutlichen Akzent, überwiegend problemlos. Gleichzeitig möchten sie die Qualität ihrer Kommunikation weiter verbessern und ohne Statusverlust überzeugend auf Kund*innen, Mitarbeiter*innen oder Kolleg*innen wirken.
Ein Training von Artikulation und Aussprache fördert hier die Qualität ihrer Kommunikation und ihre sprachliche Überzeugungsfähigkeit.


Alle Deutschlerner*innen ab B2-Level

Andererseits sind viele ausländische Mitarbeiter*innen gerade dabei ihr Deutsch aufzubauen, vielleicht auf B1 oder B2-Level. Sie lernen jeden Tag mehr dazu, besonders neue Wörter und Redewendungen. Für sie ist es oft schwierig zu hören, wie deutsche Muttersprachler*innen ein Wort genau aussprechen - und besonders, was im Detail die Unterschiede zu ihrer eigenen Aussprache sind.
Hier kann ein Aussprachetraining dazu beitragen, dass die Lerner*innen verstehen, welchen Regeln die deutsche Aussprache folgt und wie Einzellaute gebildet werden oder Betonungen unterscheiden werden. So werden sie generell besser verstanden und können Aussprachefehler sogar von Anfang an vermeiden.


Was wird gelernt?


In beiden oben beschriebenen Fällen beginnt ein Aussprachetraining damit, die Unterschiede zwischen der deutschen Aussprache und dem ausländischen Akzent herauszufinden. Dann wird ein Weg gesucht, wie die deutschen Vokale, Konsonanten und Betonungen immer besser artikuliert werden können. Dafür ist zuerst das Verständnis und dann das aktive Üben und regelmäßige Trainieren nötig.

Motivation und Training 

Mit Motivation und Training lassen sich gute Erfolge erzielen.

Die Motivation die Sprachlerner*innen spielt besonders bei der Aussprache eine zentrale Rolle.
Wenn sie erkennen, wie bedeutend ein guter Akzent für die reibungslose Kommunikation, aber auch für ihre Akzeptanz bei Kund*innen und Kolleg*innen ist, dann braucht es nur das entsprechende Training um Verbesserungen zu erzielen. Denn die Bereitschaft die Aussprache als wichtigen Erfolgsfaktor zu akzeptieren, ist schon ein grundlegender Schritt zur Verbesserung.


Mit der entsprechenden Akzent-Diagnose, und dem darauf zugeschnittenen Training können sie immer „deutscher“ klingen. Wenn dabei ein Grundakzent bleibt, ist das meist gar nicht so störend. Je näher sie aber der deutschen Standardsprache kommen, umso besser integriert, kompetenter und souveräner werden sie wahrgenommen.


Vielfalt bei gleichzeitigem Standard


Was wir bewusst oder unbewusst als angenehm und entgegenkommend empfinden, ist das Bemühen um eine deutliche und verständliche Aussprache. Das gilt für ausländische Akzente genauso wie für dialektale Variationen oder regionale Klangfarben.
Denn auch bei Muttersprachler*innen trägt oft der Sprachklang ihre lokale Herkunft in sich. Wenn sie aber gleichzeitig klares und gut artikuliertes Deutsch mit großer Nähe zum Hochdeutschen sprechen, bleiben Verständlichkeit und Überzeugungskraft davon völlig unberührt.

Von Claudia Kaltenbach, Sprach- und Aussprachetrainerin